Aktivstall

Modernes Konzept für artgerechte Pferdehaltung

Der Trend zur artgerechten Pferdehaltung setzte sich schon vor Initiativen wie „Unser Stall soll besser werden“ oder „Deutschland sucht den Superstall„ ein. Noch nicht so lange gibt es Reitanlagen, die von Anfang an so konzipiert wurden, dass sie weit über die übliche Gruppen – und Laufstallhaltung vieler bäuerlicher Betriebe hinausgehen. Oft müssen dabei noch regelrecht persönliche Visionen umgesetzt werden, da langjährige Vorbilder und Orientierungsmaßstäbe fehlen. Gegner und Befürworter melden sich abwechselnd zu Wort.

Ziel bleibt, auch Gegner zu überzeugen. Dies versucht auf unermüdliche Art Annette Lipps mit ihrer Anlage am Rande des östlichen Ruhrgebietes in Schwerte. Begonnen hat das Ganze im Jahre 2003 mit einer Scheune und 17 Hektar Weideland. Das war der Anfang.
Die Idee bzw. das Konzept basiert auf den Grundbedürfnissen des Pferdes; Bewegung, lange Fressszeiten, Sozialkontakt, Licht und Luft. Das Pferd war ursprünglich etwa 16 Stunden am Tag auf den Beinen und legte, in erster Linie im Schritt, bis zu 30 Kilometer zurück. Dabei standen dem Pferd als Weidetier hauptsächlich rohfaserhaltige Gräser zur Verfügung. Die rohfaserhaltige Kost wurde weitgehend unverdaut in den Dickdarm des Pferdes weitergeleitet. Der Magen musste nur kleinere Portionen aufnehmen können und blieb mit einem Volumen von 18 Litern relativ klein. Der Dickdarm des Pferdes ist dagegen fast acht Meter lang, mit einem Fassungsvermögen von etwa 130 Litern. Er besteht aus Blinddarm, dem großen und kleinen Kolon. Hier werden die schwerverdaulichen Nahrungsbestandteile von den körpereigenen Mikroorganismen aufgeschlossen. Das dauert bis zu 44 Stunden.

Pferde sind Herdentiere und ursprünglich auf den Schutz der Gemeinschaft angewiesen, um sich gute Chancen für das eigene Überleben zu sichern. Heute bietet der Stall Schutz, Futter wird ausgiebig angeboten und Raubtiere gibt es nicht mehr. Trotzdem sind die in Jahrmillionen Jahren erworbenen Verhaltensmuster intakt. Kontakt zu den Artgenossen ist daher unverzichtbar für ein seelisch ausgeglichenes und nicht zuletzt aus diesem Grund gesundes Pferd. Da der ständige Kampf ums Überleben nicht mehr stattfindet, müssen dem Pferd und seinen spezialisierten Sinnen ein „Unterhaltungsprogramm“ geboten werden. Dazu gehören die Möglichkeit, in die Ferne zu schauen sowie Anreize zur Bewegung.
Licht, Wetterumschwünge und der Wechsel der Jahreszeiten trainieren den Organismus, sorgen für einen gesunden Stoffwechsel und steuern den Biorhythmus. Luft, Luft und nochmals Luft braucht das Hochleistungs-Atmungsorgan, die Lunge, des Lauftieres Pferd.
Die weit verbreiteten Atemwegserkrankungen in den Beständen zeigen es deutlich: Die herkömmliche Stallhaltung hat ihre Schwachstellen, auch wenn der tägliche Koppelgang dazugehört.

Natürlich soll der Reiter nicht zu kurz kommen und die besten Voraussetzungen, auch für das leistungsorientierte Training jeweiliger Reitart, vorfinden. Reithalle im Winter 2008 erstellt Außenplatz, Round –Pen, Solarium Waschplatz, Reiterstube muss sich dafür integrieren lassen, individueller Reitunterricht und Kurse mit externen Trainern sowie anderen Schulungen möglich sein.


Lässt sich das alles unter einen Hut bringen?
Mit Gruppenhaltung im Aktivstall kommt man den Bedürfnissen des Pferdes am nächsten.
Allein die befestigte und gesandete Fläche der beiden Aktivställe, jeweils für die Stuten und die Wallache oder Junghengste, beläuft sich auf 8000 Quadratmeter. Darauf sind die großen überdachten Ruheräume, Tränken Raufutterplätze, Salz und Minerallecksteine und der Wälzplatz untergebracht.

Der überdachte Ruheraum , eine Fläche, bei den Stuten von (36m x 15m) und bei den Wallachen von (30m x 13 m) mit umlaufenden Vordach, ist mit einer dicken Strohschicht ausgelegt.

Die Liegehallen sind mit der Längsseite nach Osten hin offen. Raumteiler, um rangniederen Tieren Rückzugsmöglichkeiten zu bieten, sind vorhanden und werden individuell eingesetzt. Innerhalb dieser Liegehallen können jederzeit Eingewöhnungsboxen für Neuankömmlinge aufgestellt werden. Diese Boxen dienen bei Bedarf auch als Krankenbereich und es wird die Möglichkeit einer Videoüberwachung geben.

Von den befestigten Flächen aus ist der Zugang auf insgesamt 17 Hektar Weidefläche möglich. Diese wurden extra mit einer Pferdeweide-Kräuterwiesenmischung angesät. Zu den Pflegemaßnahmen gehören das Abschleppen, Düngen, das Ausmähen der Geilstellen und Nachsaat.


Weitere Anlagen Einrichtungen
Allein mit dem Argument der Gruppenhaltung wird man den durchschnittlichen Turnierreiter nicht gewinnen können. Zu sehr hängt man an dem Komfort des Althergebrachten.
Der überdachte Reitplatz, (20m x 45m) aus Lerche mit Leimbindern, der nach allen Seiten offen ist und nur von der Wetterseite her mit einem Windnetz geschütz wird, bietet im Sommer als auch im Winter ein angenehmes Klima und ein staubfreies Reiten.
Der Allwetter – Außenreitplatz (30m x 60m) sowie der Roundpen wurde mit dem Kirchhellener Reitsand versehen. Direkt um die Anlage herum gibt es ein abwechslungsreiches Ausreitgelände mit herrlichen Sichten und Galloppstrecken.